Kapitel II – Idealwelt #TheStoryBehindMySmile

Kapitel II HeaderJeder von uns sucht nach einem Sinn. Einem Sinn, in dem was wir tun und in dem, was uns ausmacht. Doch was macht uns eigentlich aus? Wer bin ich denn eigentlich? Wo will ich hin? All das sind Fragen, die sich jeder von uns irgendwann einmal stellt. Fernab von der Thematik, die „The Story Behind My Smile“ ausgelöst hat, sind diese Fragen jedem von uns allgegenwärtig.

Ich persönlich bin mit dem Bildnis aufgewachsen, dass zu einer Familie, im konservativen Sinne, Mann, Frau und Kind dazugehören. Im Idealfall noch ein Haus in einer ruhig gelegenen Gegend und ein Hund. Doch dieses Idealbild wurde zerstört, als ich merkte, dass eine Frau nicht in meine Zukunft passt. Ebenso wenig wie ein Hund…Kaninchen sind da schon eher meine Art von Haustier. Plötzlich wurde alles, an dem ich festgehalten hatte und von dem ich wusste, dass es von anderen ebenfalls angestrebt und für erstrebenswert angesehen wird, in Frage gestellt. Von mir selbst. Ich wusste nicht mehr, wohin mein Weg führt und was ich tun soll. Was habe ich falsch gemacht? Warum passe ich nicht in dieses Idealbild? Die erste Zeit war es wirklich schlimm, zu realisieren, dass ich einen anderen Weg brauche. Ich fühlte mich auf einen Schlag, als würde ich nicht mehr in mein Umfeld passen. Ich fühlte mich nicht am richtigen Ort und fühlte mich nie dazugehörig. Ich war wie das fünfte Rad am Wagen. Ich war immer dabei, wusste aber, dass ich nicht so richtig hierher gehöre…es gab keinen Platz für mich in dieser konservativen Idylle.

Doch wer bin ich, wenn ich nicht in dieses Ideal hineinpasse? Wer gibt mir nun eine Richtung vor, wenn die Norm nicht mit meinem Leben kompatibel ist? Die Antworten konnte mir niemand geben. Es war ein schwieriger Weg, mich selbst zu akzeptieren und zu akzeptieren, dass mein Weg ein anderer sein wird, als der vieler anderer. Mein Weg wird auch vermutlich nicht über einen Ponyhof und dann direkt ins Glück führen. Führte er auch bisher nicht. Aber er führt über Umwege zum Glück. Der Weg ist nur einfach ein wenig länger.

Ich glaube, die größte Herausforderung ist, mit sich selbst im Reinen zu sein. Nicht denjenigen zu viel Glauben und Aufmerksamkeit schenken, die einem einreden wollen, man sei nicht „richtig“ oder man würde es nie zu etwas bringen. Leider habe ich diese Aussagen von anderen in der Vergangenheit schnell adaptiert und in meine Glaubenswelt aufgenommen. Ich habe mich selbst als falsch angesehen und hatte das Gefühl mich anpassen oder verstecken zu müssen.
Der Schritt, der mich dazu geführt hat, mich von all dem zu befreien, die von mir selbst erbauten Mauern zu durchbrechen und meinen Weg selbst zu entscheiden, war ein schwieriger. Aber der erlösende und richtige.

Ich war zu der Zeit sehr launisch, hatte viel Aggression in mir und habe Menschen, die mir viel bedeuten, schlecht behandelt. Der Weg hat mir viel abverlangt. Ich war sauer, weil ich nicht einsehen wollte, warum es mir vergönnt war, glücklich und frei zu sein. Warum darf der eine mit Jogginghose und Schlabberpullover, auf dem noch Schokoflecken drauf sind, zur Schule kommen und wird dafür gefeiert, während ich dafür angefeindet werde, dass ich so etwas nicht trage und mich an optisch ansehnlicher Kleidung orientiert habe? Warum dürfen alle heiraten, ich aber nicht. Warum wird gleichgeschlechtliche Liebe in anderen Ländern als Gesetzesverstoß und sogar mit Strafe verurteilt, mischgeschlechtliche hingegen nicht? Die Medien, die Nachrichten, all das Treiben auf der Welt oder auch direkt auf dem Schulhof trichterte mir ein, dass jemand wie ich nicht richtig ist und keinen Platz in der Gesellschaft verdient. (Kleine Anmerkung: Das ist nur bereits ca. 8 Jahre her und die Situation hat sich gebessert, dennoch werden in anderen Ländern Menschen umgebracht, wenn sie schwul sind. Solche Fälle symbolisieren mir nicht zwingend, dass ich mit heterosexuellen Menschen gleichgestellt bin.)

Ich fühlte mich zu dieser Zeit eingeengt. Fühlte mich leer. Fühlte mich fehl am Platz. Ich fühlte mich, als würde ich niemals ankommen. Doch irgendwann kommt der Punkt, an dem man anfangen muss, sich selbst toll zu finden und aufhören muss, sich selbst zu bemitleiden.
Ich habe nur dieses eine Leben und das will ich ausnutzen. Ich will alles. Ich bin hier, um das zu tun, was ich für richtig erachte. Wer hat festgelegt, dass die Allgemeinheit richtig liegt mit ihrer Weltanschauung und nicht ich? Wer legt fest, was richtig und falsch ist? Wer legt fest, wie ein perfektes Leben aussieht? Wobei perfekt natürlich ein Paradoxon in sich ist, weil es den perfekten Zustand nicht gibt. Die Antwort ist ganz simple: Ich selbst. Ich bestimme, was mir gut tut. Ich bestimme, was ich anziehe, wen ich liebe, was ich zum Mittag esse und was ich mit meinem Leben anfangen will. Und ich lasse mir nicht vorschreiben, dass ich nur dieses oder nur jenes haben kann. Nein. Ich will das volle Programm. Ich will alles dürfen, was jeder andere auch darf. Und ich will, ich sein.

Ich habe nur dieses eine Leben und nur diesen einen Körper. Diese 1,89m sind alles was ich habe und ich werde nicht eines Tages aufwachen und jemand anderes sein. Man muss anfangen, sich selbst für das zu lieben, was man ist. Selbst den Leberfleck, der einen stört oder die Geheimratsecken, die man lieber nicht hätte. Man hat sie aber. Na und?
Aufgrund der Anfeindungen und Diskriminierungen habe ich mein damaliges Ich, als nicht richtig und nicht liebenswert empfunden. Daher fing ich an, mich zu verändern. Komplett. Ich habe hart an mir gearbeitet, um mich jetzt mit einem Lächeln im Spiegel anzusehen. Ich habe meine Frisur geändert, mir die Haare gefärbt, 20 Kilo abgenommen, einen strikten Fitnessplan erstellt, meinen Kleiderschrank umgekrempelt und auch an meiner mentalen Stärke gearbeitet. Ich bin zwar nicht am Ziel, aber auf einem guten Weg dahin. Ich fühle mich wohl und ich akzeptiere mich selbst.

Auch andere nehmen diese Veränderung wahr. Mir wird häufig gesagt, ich sei selbstbewusster geworden und würde eher in Erscheinung treten, als früher. Man nimmt mich wahr. Und nicht als denjenigen, der geduckt durchs Leben geht, sondern als denjenigen der gerade steht und stolz ist. Und das bin ich. Ich bin zwar ein sehr selbstkritischer Mensch und mache mir meistens selbst viel zu viel Druck, aber dieser innere Antrieb hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin.
Ich glaube, wenn man mit sich selbst im Reinen ist, sich selbst akzeptiert und sich selbst gut findet, dann sehen das auch die anderen. Man strahlt eine andere Präsenz aus und man bietet den Leuten weniger Angriffsfläche. Womit sollen die mich verletzen, wenn ich mich selbst „geil“ finde? (Kleine Übertreibung) Mich kränken solche Äußerungen nicht mehr. Meist ist es Neid oder einem seeehr geringen IQ zu verschulden. Solche Leute sollte man eher bemitleiden.

Ich habe vor kurzem einen tollen Spruch gehört. „Wären wir wirklich mit jemanden befreundet, der uns ständig sagt, was nicht gut an uns ist?“ Ich denke nicht. Aber warum stehen wir selbst ständig vor dem Spiegel und reden uns ein, dass dieses oder jenes nicht schön an uns ist?! Wir streben teilweise Idealen nach, und somit wären wir wieder am Anfang meiner Geschichte, die unerreichbar sind oder auch einfach nicht erstrebenswert sind. Egal, in welcher Situation oder in welcher Lebenslage, man sollte sich nie von anderen ein Ideal vorschreiben lassen. Es mag für die jeweilige Person der richtige Weg oder das richtige Handeln sein, aber das bedeutet nicht, dass es das auch für dich ist. Mach deine eigenen Regeln. Nimm dein Glück selbst in die Hand und lass dir nicht vorschreiben, wie du zu sein hast.

 

Huge smile.

Levin 🙂

 

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